Geburtsfotografen.de stellt nicht nur ein Verzeichnis gelisteter Geburtsfotograf:innen zur Verfügung, wir schätzen auch den Austausch in der Gruppe, setzen uns in der Öffentlichkeit für die Geburtsfotografie ein und beobachten die Entwicklung dieses besonderen Genres in der DACH-Region und darüber hinaus.
2018 haben wir die letzte offene Umfrage unter Geburtsfotograf:innen durchgeführt. Seither ist viel passiert, viele neue Geburtsfotograf:innen sind dazugekommen und es ist zu beobachten, dass die Geburtsfotografie an Beliebtheit und Bekanntheit hinzugewonnen hat. Gleichzeitig sind für viele Geburtsfotograf:innen auch die Auswirkungen der Pandemie zu spüren (gewesen). Grund genug für uns, eine neue Umfrage zu durchzuführen.
Die Umfrage fand im Zeitraum von Mai bis Juni 2022 statt. Ziel war es herauszufinden, wie Geburtsfotograf:innen in der DACH-Region die Entwicklungen der letzten Jahre erlebt haben, wie die aktuelle Situation für Geburtsfotograf:innen aussieht und wie wir als Community unsere Kolleg:innen weiter unterstützen können.
Die Teilnahme an der Umfrage war anonym und stand allen offen, die Geburtsfotografie anbieten – unabhängig von ihrem Community-Status und Erfahrungsgrad.
65 Fotograf:innen haben an der Umfrage teilgenommen. Die große Mehrheit der Teilnehmenden hat ihren Wohnsitz in Deutschland, mit Nordrhein-Westfalen und Bayern an der Spitze, dicht gefolgt von Baden-Württemberg.
Eine Übersicht zur Verteilung der Standorte der Geburtsfotograf:innen findet Ihr hier:
In der Schweiz war die Anzahl der Teilnehmenden aus den unterschiedlichen Kantonen gleich. Aus den Kantonen Bern, St. Gallen, Schwyz, Thurgau, Zürich und Zug hat jeweils eine Person an der Umfrage teilgenommen. Ebenso aus Österreich – hier hat sich jeweils eine geburtsfotografisch tätige Person aus den Regionen Burgenland, Oberösterreich und Tirol an der Umfrage beteiligt.
Unabhängig vom Wohnsitz bieten einige Geburtsfotograf:innen ihr Angebot auch überregional an, was der folgenden Grafik zu entnehmen ist.
Hier seht Ihr die prozentualen Ergebnisse auf die Frage: In welchem Land/in welchen Ländern bietest Du die fotografische Begleitung von Geburten an?
ENTWICKLUNG DER GEBURTSFOTOGRAFIE
Um herauszufinden, wie sich die Geburtsfotografie entwickelt, war auch wichtig zu erfahren, seit wann die Teilnehmenden die fotografische Begleitung von Geburten anbieten und wann sie ihre erste Geburt fotografiert haben. Spannend ist zu sehen, dass sich trotz Pandemie in den letzten Jahren immer mehr Fotograf:innen für ein Angebot der Geburtsfotografie entschieden haben.
Zusammen gerechnet haben die 65 teilnehmenden Fotograf:innen seit Beginn ihres Angebots 790 Geburten fotografiert, was einen Durchschnitt von 12 Geburten pro Fotograf:in ergibt, wobei die Anzahl der von einzelnen Personen fotografierten Geburten weit auseinander geht und einige Teilnehmende bisher noch keine Geburt fotografiert haben.
In der folgenden Grafik wird auch die Entwicklung der Anzahl fotografierter Geburten deutlich, was auf eine gestiegene Nachfrage und ein wachsendes Angebot der Geburtsfotografie schliessen lässt.
GESAMTZAHL DER FOTOGRAFIERTEN GEBURTEN ALLER TEILNEHMENDEN GEBURTSFOTOGRAF:INNEN – NACH JAHREN SORTIERT
ANZAHL FOTOGRAFIERTER GEBURTEN PRO FOTOGRAF:IN – NACH JAHREN SORTIERT
ANZAHL GEBURTEN PRO MONAT
Die Frage nach der Wohlfühlanzahl begleiteter Geburten pro Monat ergab eine durchschnittliche Zahl von zwei Geburten pro Monat, wobei Werte zwischen einer Geburt pro Monat und sechs Geburten pro Monat genannt wurden.
BACK-UP / KOOPERATIONEN
Da mit der Geburtsfotografie auch immer eine gewisse Unplanbarkeit einhergeht, wollten wir von den Teilnehmenden auch wissen, ob sie mit einem Back-Up oder in einer Kooperation mit eine:r anderen Fotograf:in zusammenarbeiten. Ganz eindeutig besteht bei den Teilnehmenden an der Umfrage der Wunsch nach einer Zusammenarbeit, dennoch arbeitet knapp die Hälfte ohne Back-Up.
Die Gründe dafür, warum die Teilnehmer:innen bisher nicht mit einem Back-Up zusammenarbeiten, sind vielfältig. Am häufigsten wurde genannt, dass kein:e geeignete:r Partner:in gefunden wurde. Entweder, weil es in der Region niemanden gibt, der Geburten fotografiert oder weil Bildstil und/oder Persönlichkeit nicht zusammenpassen. Weiter wurde genannt, dass das eigene Netzwerk noch nicht aufgebaut ist, da man selbst noch neu in der Geburtsfotografie ist. Ein weiterer Punkt, der mehrfach genannt wurde, ist, dass einige Kund:innen lieber kein Back-Up wünschen. Vereinzelt wurde angegeben, dass der eigene Fokus auf die Geburtsfotografie aktuell fehlt oder man selbst nicht ständig in Rufbereitschaft sein kann und deshalb noch keine Kooperation zustande kam.
KUNDENFINDUNG
Auch das Thema Kundenakquise bzw. Kundenfindung war uns in der Umfrage wichtig. Deshalb stellten wir die Frage, woher die Teilnehmenden die meisten Anfragen bekommen. Hier sind die Ergebnisse:
Als zusätzliche Quellen wurden u. a. Familie und Freundeskreis, Stammkund:innen, sowie persönliche Begegnungen bei Veranstaltungen, persönliche Ansprache und durch die Vertretung von Kolleg:innen genannt.
VERTEILUNG GEBURTSORTE
Nur knapp 2 % aller in Deutschland geborener Kinder werden außenklinisch geboren. Umso interessanter war für uns die Frage danach, an welchen Geburtsorten die teilnehmenden Geburtsfotograf:innen hauptsächlich Geburten fotografieren.
AUSWIRKUNGEN DER PANDEMIE
Im Hinblick auf die Pandemie wollten wir wissen, inwieweit sich die Arbeit für Geburtsfotograf:innen verändert hat. Außerdem war uns wichtig zu erfragen, wie die Situation vor Beginn der Pandemie aussah.
Die Befragung ergab, dass die Pandemie hinsichtlich der fotografischen Begleitung von Geburten in der Klinik große Veränderungen mit sich brachte. 65 % der Befragten gaben an, dass ihnen der Zugang zur Klinik seit Beginn der Pandemie verwehrt blieb. Knapp 14 % gaben an, dass sie vereinzelt mit in die Klinik durften, meist abhängig davon, wer Dienst hatte. Nur 7% der Teilnehmenden gaben an, dass sie (inzwischen wieder) uneingeschränkt in Kliniken arbeiten dürften, zum Teil sei auch die fotografische Begleitung von Geburten im OP möglich. Einzelne Teilnehmende gaben an, dass sie als Doula mit in die Klinik dürften, anderen wurde jedoch auch in ihrer Rolle als Doula der Zutritt verwehrt.
Stimmen zu den Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeit als Geburtsfotograf:in
„Ganz zu Beginn der Pandemie war alles geschlossen. Ein paar Monate später durfte ich aber in den meisten Kliniken in meiner Region wieder Geburten fotografisch begleiten. Das ist auch der aktuelle Stand.” „Ich bin auch Doula (emotionale Geburtsbegleiterin) und durfte weder als das eine, noch als das andere zusätzlich zum Partner mit in die Klinik. Man konnte ja schon froh sein, wenn überhaupt der werdende Papa mit durfte… echt traurig!“
HERAUSFORDERUNGEN
Die Herausforderungen der Pandemie sind für einige temporär. Uns interessierte jedoch auch, was die Geburtsfotograf:innen in der DACH-Region an der Geburtsfotografie generell am herausforderndsten finden. Hier sind die Ergebnisse:
Stimme zu den Herausforderungen als Geburtsfotograf:in
„Ich begleite nur sehr wenige Geburten, weil ich es einfach zu schwer planbar und vereinbar mit Familie finde. Obwohl ich es wirklich liebe, kann es immer nur ein Nebenzweig meiner Arbeit sein.“
RUFBEREITSCHAFT
Die Umfrage ergab, dass die meisten Geburtsfotograf:innen die Rufbereitschaft am herausforderndsten an ihrer Arbeit finden.
Uns interessierte, ab welcher Schwangerschaftswoche die meisten Geburtsfotograf:innen in Rufbereitschaft sind. Die Ergebnisse sind der beistehenden Grafik zu entnehmen. Genannt wurden vereinzelt auch andere Regelungen wie z. B. 10 Tage vor ET oder 7 Tage vor/nach ET, sowie “nach Absprache für zwei Wochen”.
HONORAR
Mit all den Herausforderungen, die die Geburtsfotografie mit sich bringt, war uns auch wichtig, den wirtschaftlichen Aspekt der Geburtsfotografie zu betrachten. Zum einen interessierte uns, wie hoch das aktuelle Honorar der teilnehmenden Geburtsfotograf:innen ist, zum anderen fragten wir nach dem Wunschhonorar.
Nach ihrem aktuellen Honorar gefragt, wurden Werte zwischen 400 € und 5500 € genannt. Das durchschnittliche Honorar der Befragten beläuft sich aktuell auf 1464 €. Das durchschnittliche Wunschhonorar der Teilnehmenden liegt bei knapp über 1800 €. Hier wurden Werte zwischen 799 € und 5500 € genannt.
Ein Zusammenhang lässt sich erkennen zwischen höherem Preis und Erfahrung (=Anzahl bereits fotografierter Geburten), ebenso wie haupt- und nebenberuflicher Tätigkeit. Über die Hälfte der Teilnehmenden sind hauptberuflich als Fotograf:in tätig, 24,6 % davon ohne Anwendung der Kleinunternehmerregelung.
VIDEO
Da für viele Fotograf:innen und Kund:innen auch das Bewegtbild ein wichtiges Medium ist, wollten wir wissen, wie viele der Befragten auch Video anbieten.
WEITERE ANGEBOTE
62 von 65 der teilnehmenden Fotograf:innen gaben an, neben der Geburtsfotografie zusätzliche Angebote zu haben. Viele der Angebote sind thematisch rund um das Thema Familie angesiedelt.
DANKE
Wir bedanken uns sehr sehr herzlich bei allen Kolleg:innen die an der grossen Geburtsfotografie Umfrage 2022 teilgenommen haben für Ihre Zeit & Offenheit, allen Leser:innen für Ihr Interesse und freuen uns, wenn Ihr die Ergebnisse auch mit Eurem Umfeld teilen mögt!
Die Entwicklung der Geburtsfotografie beobachten wir auch in Zukunft gespannt und werden als Gemeinschaft weiterhin unseren Beitrag leisten, diese zu unterstützen.
Ausserdem freuen wir uns natürlich über neue Fotograf:innen in unserer Community! Die nächste Möglichkeit sich für eine Listung zu bewerben wird es im Spätherbst 2022 geben – den genauen Zeitraum erfahrt Ihr rechtzeitig hier sowie auf unserem Instagram Kanal!
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